Samstag, 21. Februar 2015

Waffenübergabe



Er schlendert den Berg hinunter und winkt mir aus der Ferne zu. Schon oft dachte ich, er würde mich besuchen kommen - der alte Frieden. Doch stets lief er an meinem Haus vorbei. Mehrfach rannte ich ihm nach und einmal erreichte ich ihn sogar. Ich lud ihn zu mir ein. Er nickte: „Gern“, sagte er, „später, wenn du für mich bereit bist.“ Er verschwand.
Ich verstand ihn nicht. Warum sollte ich nicht bereit sein für ihn? Ich warte schon so lange und außerdem - wenn er zu mir kommt, sind alle Kriege und Kämpfe automatisch vorbei! Und wieder sah ich ihn immer wieder nur aus der Ferne.
Jetzt erst recht, dachte ich und wurde zur Kämpferin. Doch beim Kampf lernte ich, die Kriege in mir zu sehen und zu beenden. Ich erkannte die Waffen, die ich stets mit mir führte und gegen andere benutzte.

Ich fand:
die Messer in meinen Reden,
das Giftgas, welches sich aus meinem Schweigen erhob,
ätzende Lauge falscher Tränen.
Fäuste, die meine Hände schnell formten.

Jetzt liegen alle Waffen offen und bereit zur Übergabe.
Wird der Frieden heute zu mir kommen?

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