Wenn ich mich vorstelle, sage ich
sehr oft: „Ich bin Judith Schreiter.“ Doch was heißt das? Es ist ein Name – bin
ich ein Name? Dann war ich für viele Jahre ein anderer Mensch als früher oder
als jetzt, denn ich hieß ja über 20 Jahre Judith Kohlmeyer.
Selbstverständlich ändere ich
mich und etwas werden auch unterschiedliche Namen mit mir machen. Zuerst einmal
zeigen sie an, welcher Sippe ich zugehöre.
Lasse ich den Nachnamen weg, bin
ich dann allein? Oder nur mir gehörend?
Manchmal sage ich über mich: „Ich
bin Aikido-Lehrerin.“ Bin ich das? Oder ist es nur eine Bezeichnung für die
Tätigkeit, mit der ich mein Leben fülle, so wie als Schriftstellerin, als
Partnerin, Mutter. Ich fülle mein Leben mit essen, trinken, ausscheiden,
schlafen, lieben oder sauber machen. Doch ich sage nicht: „Ich bin Esserin“
oder „Trinkerin“ - Letzteres würde zu schiefen Schlüssen führen. Ähnlich, wenn
ich mich als Ausscheiderin bezeichnete - das Gesundheitsamt würde mich sofort
in Quarantäne stecken. Und wenn ich mich als „Schläferin“ betitele, habe ich
dann den BND auf dem Hals, würden Stasi-Akten wegen mir gewälzt?
Wer also bin ich und was äußere
ich darüber? Sobald ich sage: „Ich bin die oder dieses“ identifiziere ich mich
damit. Vielleicht sollte ich bei meiner nächsten Vorstellung sagen:
„Ich heiße Judith Schreiter und -
ich bin“.
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